Der Aufbau des Kegelsportes in Kölleda von Paul Fuhrmann

Dieser Text ist eine Zusammenfassung über Geschichte des Kegelsportes in Kölleda, wie sie Paul Fuhrmann erlebt hat.

In den Jahren vor 1940 gab es in Kölleda 4 Kegelbahnen, allerdings nur Einbahnanlagen. Sie waren in Gaststätten und wurden zum Zeitvertreib genutzt. Solche Bahnen gehörten zu den Gaststätten. Diese waren: "Schützenhaus", "Zum Brauhaus" - gibt es heute nicht mehr, "Zur Post" - ebenfalls heute nicht mehr vorhanden. Die 4. Bahn befand sich in der Gaststätte "Zur Quelle", sie wurde auch noch nach 1945 betrieben, allerdings um den Bierumsatz zu steigern.
Von den Keglern auf dieser Bahn wurde Anfang der 50er Jahre das Sportkegeln in Kölleda aktiviert. Die Punktspiele konnten jedoch nicht in Kölleda durchgeführt werden, da nur eine Bahn zur Verfügung stand. Punkt- spiele wurden auf der Zweibahnanlage in Weißensee ausgetragen. Man reiste mit der Bahn und musste das Kegelmaterial - Kugel und Kegel mitbringen. Erst mit dem Bau des neuen Sportplatzes im "Langem Weg" wurde der bau einer 2 Bahnanlage in Kölleda möglich. Das bestehende Gebäude - Umkleidekabinen, Gaststätte und sanitäre Einrichtungen - wurde auf dem alten Sportplatz umgebaut. Die Kegler leisteten viele freiwillige Stunden. Das Gebäude musste um 5m verlängert werden, dabei stand vor allem die Materialfrage im Vordergrund. Durch den Einsatz aller Sportfreunde, es waren damals noch nicht viele, wurde die Bahn fertiggestellt. Damit waren die Voraussetzungen für den Kegelsport in Kölleda geschaffen.

Anfang der 80er Jahre gab es dann eine Möglichkeit - ohne Bereitstellung von Materialkontingenten - unsere Kegelbahn zur 4 Bahnanlage umzubauen. Nach einem Gespräch zwischen BSG Vorsitzenden Wolfgang Junkel und mir als Sektionsleiter stellten wir uns der Aufgabe. Das Geld wurde vom Rat des Kreises zur Verfügung gestellt, alles weitere war die Sache der Sportgemeinschaft.

Neben den Kegelsportlern war es eine Baubrigade der Fussballer, die die Arbeiten durchführten. Das Material wurde durch die guten Beziehungen des Vorsitzenden und meine eigenen als Betriebsleiter eines Holzbetriebes beschafft. Alle Positionen Holz, Nagelbinder, Türen, Zwischenwände sowie Decken wurden von den Kollegen der Holzverarbeitung montiert und  angefertigt.

Dann kam das Problem - das Einbringen des Asphalts. Es gab keine offizielle Firma für diese Arbeiten in der DDR. Nur eine Brigade gab es, die dies nach Feierabend machte. Diese war mit Aufträgen - da sie nur am Wochenende arbeitete - voll ausgelastet. Es gelang uns trotz schwieriger Bedingungen einen Termin nach unseren Vorstellungen zu bekommen. Die Forderungen waren die Bezahlung, die Materialbeschaffung des Asphalts und Bereitstellung von Sportfreunden für einen 24 Stundeneinsatz ( dies war nötig, um den Transport des heissen Asphalts per Eimer in einer Kette auf die jeweilige Bahn zu sichern ). Mit  einem Teerkocher wurde der Asphalt erhitzt und in Eimern abgelassen. Ein Kessel reichte für eine Bahn, dann musste neu beschickt werden - am ende waren es 24 Stunden als alle Bahnen fertig waren. Es war ein schwerer Einsatz - das Gewicht der Eimer, der heisse Asphalt und die 24 Stunden durchgehendes Arbeiten.
Die Sportfreunde hatten es geschafft und sie waren geschafft!

Nun brauchten wir für unsere neue Anlage auch Automaten, das war ein fast aussichtslose Aufgabe - denn die gefertigten Automaten waren nicht nur kompliziert, weil man die Westpatente umgehen musste, die Fertigung lief in Cottbus nur am Rande. Der Bedarf in der damaligen DDR wurde bei weitem nicht gedeckt und wir hatten ja vorher noch keine bestellt. Mit Aufstellern war die Aufgabe nicht zu lösen, wir hatten schon mit den 2 Bahnen Probleme die Trainingstage und Punktspiele mit Aufstellern abzusichern.

Nach den ersten Lieferverhandlungen machte man uns wenig Hoffnung mit einer kurzfristigen Lieferung. Aber wir fanden dann doch noch über ein Tauschgeschäft - Lieferung von in Cottbus benötigten Wechselsprechanlagen aus dem Funkwerk - eine Möglichkeit die Automaten zu bekommen. Nach der Montage der Automaten konnten wir dann unsere Anlage in Benutzung nehmen, wenn es auch mit dem Automaten sehr oft Probleme gab. Das Funkwerk musste oft einen Kollegen schicken, der den Fehler beheben musste. Unsere Aufsteller wurden arbeitslos, aber sie waren ja schon fast alle in der Jugendmannschaft als Spieler eingesetzt.

Nach der Wende, als sich unser Verein aus dem Sportverein herauslöste, stand wieder die Frage der Automaten. Sie waren nun kurzfristig lieferbar, aber von was bezahlen? Als Verantwortlicher für Finanzen nahm ich mit der Stadtverwaltung Verbindung auf, um die Finanzierung zu klären. Es war nicht einfach, denn die Stadtverordneten hatten an alles gedacht, nur nicht an die Finanzierung von Kegelstellautomaten auf der Kegelbahn. Nach mehreren Beratungen wurde ein Darlehen in Höhe von 50000 DM durch die Stadt - als Eigentümer der Bahn - aufgenommen. Mit den Zahlungen des Vereins und der Stadt ist dieses Darlehen zurück gezahlt.

Soweit aus meinen Erinnerungen und Informationen von älteren Sportfreunden. Seit 1972 bin ich ja als aktiver Kegler in unserem Verein und hoffe das die gute Entwicklung sich auch weiter fortsetzen möge!

Paul Fuhrmann